Nach einer Zeit zogen Kaufleute des Wegs vorbei. „Sehen“, riefen sie, „was da für ein herrliches Schloss steht, und das letzte mal, wie wir vorbeikamen, lag da noch schlechter Sand.“ Weil sie nun neugierig waren, gingen sie hinein, und erkundigten sich bei dem Mann, wie er alles so geschwind bauen könnte. Da sprach er: „Das hab’ ich nicht getan, sondern mein Wunderstein.“ – „Was ist das für ein Stein?“, fragten sie. Da ging er hin und holte ihn, und zeigte ihn den Kaufleuten. Die hatten große Lust dazu, und fragten, ob er nicht zu erhandeln wäre, und boten sie ihm alle ihre schonen Waren dafür. Dem Manne stachen die Waren in die Augen[26], und weil das Herz unbeständig ist, ließ er sich verhören, und meinte, die schönen Waren seien mehr wert, als sein Wunderstein, und gab ihn hin. Kaum aber hatte er ihn aus den Händen gegeben, in dem war auch all sein Glück, und er saß auf einmal wieder in dem verschlossenen Kasten auf dem Fluss mit einem Krug Wasser und einem Laib Brot. Die treuen Tiere, Maus, Affe und Bär, wie sie sein Unglück sahen, kamen wieder, und wollten ihm helfen, aber sie konnten nicht einmal[27] das Schloss aufsprengen, weil’s viel fester war, als das erste Mal.

Da sprach der Bär, „Wir müssen den Wunderstein wieder schaffen, oder es ist alles umsonst.“ Weil nun die Kaufleute in dem Schloss noch wohnten, gingen die Tiere mit einander hin, und wie sie nah dabei kamen, sagte der Bär: „Maus, geh hin und guck durchs Schlüsselloch, und sieh, was anzufangen ist[28], du bist klein, dich bemerkt kein Mensch.“ Die Maus war willig, kam aber wieder und sagte: „Es geht nicht, ich hab’ hinein geguckt, der Stein hängt unter dem Spiegel an einem roten Bändchen, und hüben und drüben sitzen ein paar große Katzen mit feurigen Augen, die sollen ihn bewachen.“ Da sagten die andern: „Geh nur wieder hinein, und warte, bis der Herr im Bett liegt und schläft, dann schleich dich durch ein Loch hinein, und kriech aufs Bett, und zwick’ ihn an der Nase und beiß ihm seine Haare ab.“ Die Maus ging wieder hinein, und tat wie die andern gesagt hatten, und der Herr wachte auf, rieb sich die Nase, war ärgerlich und sprach: „Die Katzen taugen nichts, sie lassen mir die Mäuse die Haare vom Kopf abbeißen“ und jagte sie alle beide fort. Da gewann die Maus das Spiel.

Wie nun der Herr die andere Nacht wieder eingeschlafen war, machte sich die Maus hinein, knusperte und nagte an dem roten Band, woran der Stein hing, so lang, bis es entzwei war und herunterfiel, dann schleifte sie es bis zu der Haustür. Das war aber der armen kleinen Maus recht sauer, und sie sprach zum Affen, der schon auf der Lauer stand: „Nimm du nun deine Pfote, und hole es heraus!“ Das war dem Affen ein Leichtes[29], der trug den Stein, und sie gingen so mit einander bis zum Fluss; da sagte der Affe: „Wie sollen wir aber nun zu dem Kasten kommen?“ Der Bär sagte: „Das ist bald geschehen, ich geh’ ins Wasser und schwimme, Affe, setz du dich auf meinen Rücken, halt dich aber mit deinen Händen fest, und nimm den Stein ins Maul; Mauschen, du kannst dich in mein rechtes Ohr setzen.“ Also taten sie und schwammen den Fluss hinab. Nach einer Zeit war es dem Bären so still, fing er an zu schwatzen und sagte: „Hör’ Affe, wir sind doch brave Kameraden, was meinst du?“ – Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. „Ei!“, sagte der Bär, „«Willst du mir keine Antwort geben? Das ist ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!“ Wie der Affe das hört, tut er das Maul auf, läßt den Stein ins Wasser fallen und sagt: ich konnte ja nicht antworten, ich hatte den Stein im Mund, jetzt ist er fort