Desertifikation: Fruchtbares Land verschwindet.
Die Menschheit ist dabei, durch falsche Nutzung der Böden rund ein Drittel der Landfläche so zu schädigen, dass sie zur Wüste wird. Rund 70 Prozent der 5,2 Milliarden Hektar umfassenden Trockengebiete, die weltweit landwirtschaftlich genutzt werden, sind laut der UN-Umweltbehörde Unep durch die so genannte Desertifikation gefährdet. Eine Milliarde Menschen sind davon betroffen. Allein in Afrika soll das verfügbare Ackerland bis zum Jahr 2025 um zwei Drittel zurückgehen. Doch auch Industriestaaten wie die USA, Australien und die Mittelmeerlander leiden unter der Versteppung ihrer Landschaften.
Auf natürlichem Wege wird die Wüstenbildung durch Dürreperioden als Folge klimatischer Schwankungen verursacht. Zunehmend führen aber auch menschliche Aktivitäten zur Zerstörung von fruchtbaren Böden. Es gibt drei Phänomene, die im Zusammenhang mit der Desertifikation auftreten; diese wirken als Auslöser, verstärken aber zugleich auch eine bereits in Gang gekommene Desertifikation.
Das häufigste der drei Phänomene ist die so genannte Überweidung. Dabei werden zu viele Tiere (z.B. Rinder) auf einer zu kleinen Weidefläche gehalten. Dies führt zunächst zu einer Ausbreitung ungenießbarer oder giftiger Unkräuter auf Kosten der erwünschten Weidepflanzen. Langfristig kommt es zu einer Auflockerung und einem Rückgang der Pflanzendecke insgesamt. Die dadurch entstehenden Lücken in der Vegetation vergrößern sich allmählich, sofern die Beweidung nicht nachlässt, was bis zur völligen Zerstörung der Pflanzendecke führen kann. In der Folge kommt es daher zu immer stärkerer Erosion des unbedeckten Bodens, insbesondere durch den Wind, was wiederum einer natürlichen Neuansiedlung von Pflanzen entgegenwirkt.
Zu ähnlichen Folgen wie bei der Überweidung kann es auch durch falsche Bodenbewirtschaftung kommen. Oft ist der Anbau landwirtschaftlicher Produkte nicht an die lokalen Verhältnisse angepasst, oder die Landwirtschaft ist auf kurzfristigen Gewinn ausgerichtet. Oft hängen diese beiden Faktoren eng miteinander zusammen. Beispiele dafür sind eine Verkürzung der Brachezeiten (wodurch der Boden ausgelaugt wird, also die Nährstoffe zu rasch aufgebraucht werden) und die Verwendung mangelhafter Bewässerungstechniken. Insgesamt kommt es durch diese Faktoren zu Nährstoffverlusten und ungünstigen Bodenveränderungen, die unter den herrschenden Klimabedingungen kaum reversibel sind und die sich in Bodenerosion sowie verminderten Ernteerträgen auswirken.
Auch die Abholzung von Wäldern zählt mit zu den Ursachen der Desertifikation. Wald bzw. einzelne Bäume werden gerodet, z.B. um landwirtschaftlich nutzbares Land, Holz für den Export oder Brennholz zu gewinnen. Im Sahel hat der Bedarf an Brennholz zum fast vollständigen Verlust von Bäumen in der Umgebung der Städte geführt. Die Menschen müssen daher immer weitere Strecken zurücklegen, um auch noch das wenige, restliche Holz zu sammeln, das sie zum täglichen Kochen benötigen. So gibt es in einem Umkreis von 90 Kilometern um Khartum (Sudan) keine Bäume mehr. Die zunehmende Bevölkerungsdichte verstärkt die Brennholzproblematik noch zusätzlich.
Wie die meisten ökologischen Probleme in den Entwicklungsländern ist die Desertifikation aber auch auf die ungerechte Weltwirtschaftsordnung zurьckzuführen. Hohe Schulden und niedrige Weltmarktpreise zwingen viele Entwicklungsländer dazu, immer mehr agrarische Produkte zu exportieren. Dazu müssen entweder die Anbauflächen ausgedehnt oder die Bewirtschaftung muss intensiviert werden – beides Maßnahmen, die die Desertifikation begünstigen.